ZAE auf der DKV-Tagung 2022 – erneuerbare Energien nutzen, sparen und speichern
29. November 2022Über 500 Wissenschafts- und Industrievertreter aus Kälte-, Klima-, Wärmepumpen-, Stoffdaten- und Kryotechnik nahmen an der diesjährigen Jahrestagung des Deutschen Kälte- und Klimatechnischen Vereins (DKV) teil. Zum 75. Jubiläum der Vereinsneugründung wählte man Magdeburg als Ort für die dreitägige Veranstaltung, die einen Exkursions- und Studierendentag sowie über 100 Fachvorträge umfasste.
Der Plenarvortrag „Netto-Null – Was geht uns das an?“ betrachtete die Klimaerwärmung im Kontext der Kälte-, Klima- und Wärmepumpentechnik und gab den Diskussionen während der Tagung einen hochaktuellen Rahmen: Die Branchen können und müssen einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten. Aus dem ZAE kamen drei Fachvorträge, die sich neben anderen namhaften Forschungseinrichtungen wie dem Fraunhofer-Institut, der TU Berlin, RWTH Aachen oder dem ILK Dresden einreihten.
Simon Pöllinger referierte über spezielle Transportbehälter mit Phasenwechselmaterialien (PCM), die das ZAE gemeinsam mit der Würzburger va-Q-tec AG entwickelt hat. Einige COVID-19-Impfstoffe erfordern eine Lagertemperatur von etwa −60 °C bis −70 °C. Eine Temperierung mit Trockeneis ist aus Sicherheits- und Umweltschutzgründen schwierig und in Frachtflugzeugen stark reglementiert. Zur unterbrechungsfreien und energieeffizienteren Einhaltung der Kühlkette kommen nun stattdessen die neu entwickelten Transportbehälter zum Einsatz. Thermische Zyklentests in einem Badthermostat bestätigten, dass das gewählte PCM zuverlässig oberhalb von -80 °C kristallisiert und ein Schmelzplateau bei -67 °C besitzt. Weitere Tests in gedämmten Transportboxen zeigten, dass deren Innentemperatur über 48 Stunden unterhalb von −60 °C gehalten werden kann.
Manuel Kausche stellte das BMWK-geförderte Forschungsvorhaben BioWap vor, in dem das ZAE mit dem Kesselhersteller HDG Bavaria GmbH eine mit holzartiger Biomasse (Pellets, Hackschnitzel) direkt befeuerte Absorptionskälteanlage entwickelt hat. Die Kopplung eines neuartigen, direkt mit Biomasse befeuerten Hochtemperaturdesorbers mit einer rohrbündelbasierten kompakten Absorbereinheit zu einer zweistufigen Kältemaschine erreichte im Labor hohe Effizienz bei der Kältebereitstellung. Im Vergleich mit einem konventionellen System aus Biomassekessel und warmwassergetriebener einstufiger Absorptionskälteanlage verbesserte sich das Verhältnis von nutzbarer Kälteleistung zu eingesetzter Brennstoffenergie um den Faktor 1,5.
Zuletzt berichtete noch Dieter Pressl von Absorptionskältemaschinen in Kombination mit thermischen Wärmespeichern, die in industriellen Anwendungen dabei helfen sollen, Wärme produktion und -nutzung zeitlich zu entkoppeln. Derzeit verfügbare sensible und latente Wärmespeicher sind für solche Anwendungsfälle nur bedingt geeignet, da sie dort nur geringe Energiespeicherdichten erreichen. Ziel der Arbeit war also, einen Speicherprozess mit deutlich höherer Speicherdichte zu entwickeln und so das Anwendungsspektrum solcher Speicher zu verbreitern. Es fand sich ein Prozess der die zyklische Bildung und Wiederauflösung von Lithiumbromid-Monohydrat vorsieht, um die thermische Energie direkt im Sorbens der Absorptionskältemaschine speicherbar zu machen. Für eine Kältetemperatur von 6 °C und einer Rückkühltemperatur von 35 °C erreicht dieser Prozess theoretische Energiespeicherdichten von über 350 kWh/m3. So wird ein kompaktes und wirtschaftliches System möglich, das das Anwendungsspektrum von Absorptionskältemaschinen deutlich erweitert.